Josef Müller zu Gast in Kahl
Die Aula der Paul-Gerhardt-Schule Kahl war gut gefüllt, als am 11. Mai Josef Müller seinen seit langem erwartetem Vortrag hielt. Gemeinsam mit der Christlichen Initiative Alzenau hatte die Paul-Gerhardt-Schule diesen „Gangster im Rollstuhl“ eingeladen. Sehr beeindruckend schilderte Josef Müller seine Lebensgeschichte. In Anlehnung an einen bekannten Spielfilm gibt er seinem Vortrag den Titel „Ziemlich bester Schurke“. Als Jugendlicher durch einen Autounfall lebenslang an den Rollstuhl gebunden, lässt er sich seine Lebensfreude nicht nehmen.
„Ich bin nicht behindert, ich kann nur nicht laufen.“
So beschreibt er seine Situation. Aktiv und zielstrebig im Beruf baute er als Selbstständiger eine erfolgreich arbeitende Anwaltskanzlei auf. Als er die Aufgabe für seine Kunden übernahm, hohe Geldbeträge zu verwalten und zu investieren, begannen für ihn die „Verlockungen des Reichtums“. In der Spirale des „besser, schneller, höher“ bei seinem Leben im Luxus überschritt er nach und nach Grenzen. Bald kam er mit dem Gesetz in Konflikt, setzte sich ins Ausland ab und entwich so geschickt den Behörden und der Justiz. Als es dann doch zu Gerichtsverhandlungen, Verurteilung und Gefängnisaufenthalt kam, ahnte Josef Müller noch nicht, dass diese Zeit sein Leben grundsätzlich verändern würde. Obwohl in kirchlichen Traditionen aufgewachsen, lebte er ohne Bezug zu Glauben und Gott. Im Alleinsein – alle Freunde hatten den Kontakt zu ihm inzwischen abgebrochen – fiel ihm eine Karte mit einem Zitat aus der Bibel in die Hand: “
Sei unerschrocken und unverzagt, denn dein Gott ist mit dir, wohin du auch gehst.“ (Josua 1.9)
Anfangs wollte er diesen Josua, der so einen guten Satz gesagt hatte, zum Kennenlernen auf ein Bier einladen, bis er erfuhr, dass dieses Zitat ca. 3.000 Jahr alt ist und aus der Bibel stammt. Die schrittweise Annäherung an Gott ließ ihn seine Lebensgeschichte aus einer anderen Perspektive sehen. Reichtum und Luxus verloren ihre Bedeutung, sein Wertesystem wurde auf den Kopf gestellt. Der Glaube an Gott gab ihm eine Lebensperspektive, die für Josef Müller einen tieferen Sinn enthält, als das Leben in Luxus. Von dieser Überzeugung geprägt, ist er in den letzten Jahren zu Vorträgen in Gefängnissen, Kirchen und TV unterwegs um seine Lebensgeschichte in seiner begeisternden Art zu erzählen.
Martin Wunderlich
Schulleiter Mittelschule