Es gibt auch im Nachgang noch viel zu staunen, zu fühlen, zu denken und zu

lachen, wenn man an den Abend mit Samuel Koch denkt.

 

Zusammen mit seiner bezaubernden Frau Sarah, die ihm assistierte, herrlich

sang und Bass spielte und seinem sympathischen, zurückhaltenden, begabten

Musiker und Bruder Jonathan, beschenkte er sein Publikum mit einer

Bandbreite an Emotionen, beginnend mit dem fröhlichen „Hallo“ über

berührende, bewegende Momente bis hin zu schallendem Lachen.

 

Was erwartet der Gast, wenn er einem Menschen zuhört, der vom Hals abwärts

gelähmt ist? Ich bin sicher, dass auch da ein breites Spektrum vorhanden

ist. Und ebenso gewiss, dass Samuel alle Ketten gesprengt hat. Da er ein

kluger Kopf ist, sprachgewandt, mit einer Stimme gesegnet, der man ewig

lauschen möchte, überraschte er mit einer Charakterstärke, die ihm sicher

schon immer zueigen war.

 

Eine der zahlreichen Anekdoten seines Lebens besagt, dass sein Vater ihm

immer die Bestätigung gab, „Eins Plus“ zu sein. Denn auch als er eine 5 in

Englisch nach Hause brachte, eher untypisch für ihn, beschenkte ihn der

Vater mit einem besonderen Jojo.

 

Belohnen, statt bestrafen. Das bringt gute Frucht.

 

Samuel ist ein Menschenfreund. Er bedankte sich für den schönen

Blumenschmuck, die köstliche Bewirtung, er betonte, wie wohl er sich fühle,

weil ihm der Linoleum-Duft der Turnhalle noch so vertraut ist aus seiner

sportlichen Zeit, er entschuldigte sich beim Publikum, als er aufgrund einer

technischen Einschränkung sich nicht allen gleichermaßen zuwenden konnte, er

gewann die Herzen in jedem einzelnen Moment, ob seiner Natürlichkeit und

Offenheit.

 

Nach der Pause, die für ihn offenbar nicht immer zum Programm gehört,

konnten die Menschen Fragen stellen. Er beantwortete sie höflich und

intensiv, bedankte sich auch hier und lieferte mit einer zuvor gelesenen

Geschichte aus seinem Leben die Vorlage dafür, wirklich alles fragen zu

können. In einem Menschen, der ihn anmailte und beschimpfte, weil ihm soviel

Aufmerksamkeit und Hilfe zuteil würde, während er mit seiner kranken Frau

allein klarkommen müsse, las er den Hilferuf, statt zurückzuschimpfen. Dass

er trotz seines persönlichen Leides ein offenes Herz behält für das Leiden

anderer, macht ihn zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit.

 

Samuel überzog sein Programm, was wahrlich niemanden störte und bemerkte, er

sei heute wohl nicht in der Lage, sich kurz zu fassen. So geht es auch mir,

wenn ich den Abend beschreiben soll. Zig kleine und große Momente schwirren

in meinem Kopf umher und wollen alle zu Papier gebracht werden und doch soll

dies ja nur eine kurze Zusammenfassung sein.

 

Er ist bekennender Christ und hat dies nachdrücklich und berührend zum

Ausdruck gebracht. Hier auf der Erde würden wir nicht alle Antworten auf

unsere Fragen finden, erst im Himmel würden wir dies alles erkennen können.

Bis dahin hat er sich vorgenommen, das Leben zu genießen, für alles zu

danken und zu staunen, wie viel es doch täglich zu danken gebe.

 

Wie beschenkt er sich doch auch immer wieder fühlt, wurde gegen Ende

deutlich, als er seiner Frau Sarah eine Liebeserklärung machte. Sie habe so

schön gesungen, dass er sich noch mehr in sie verliebt habe, dabei dachte

er, dies sei gar nicht mehr möglich.

 

Ich wünsche allen Gästen, dass sie sich dank Samuel neu in das Leben

verliebt haben.

 

Text: Sandra Zöller

Fotos: Noel Kachouh