Emil Mangelsdorff live im Forum Hanau
Am Vorabend des 9. Novembers besuchten Schüler der Musikklasse 8 und 9 der Paul-Gerhardt-Schule Kahl ein Gesprächskonzert mit Emil Mangelsdorff im Kulturforum Hanau. Beeindruckend erzählte Mangelsdorff von seinen Entdeckungen und Erfahrungen mit dem Jazz in der Zeit des Nationalsozialismus. 1925 geboren war er zu Beginn des NS-Regimes 8 Jahre alt. Wenig später hörte er in Radio Luxemburg amerikanischen Jazz. Diese Musik war ganz anders als alles, was es in deutschen Radiosendern gab und faszinierte ihn so, dass er selbst begann, die Musik zu spielen. Bald schon trat er mit seiner Band in Lokalen auf und spielte den „verbotenen“ Swing. Beeindruckend erzählte er aus dieser Zeit. So hing auch an seinem Rednerpult das Schild „Swing tanzen verboten“.
Swing war keine „deutsche Musik“ und wurde als „entartet“ gebrandmarkt. Englisch sprachige Titel waren verboten. Da aber die meisten Titel aus den USA kamen, war Kreativität gefragt. So wurde z.B. der bekannte „Tiger Rag“ umbenannt in „Löwenjagd im Taunus“. Viele Einschüchterungen und Einschränkungen haben die Musiker in Frankfurt erlebt bis hin zur Vorladung durch die Gestapo. Trotzdem sind sie ihrer Musik und ihrer Überzeugung treu geblieben.
Nach Ende des Nationalsozialismus begegnete er immer mehr Jazzmusikern auf internationaler Ebene und kam zu der Überzeugung: Ein Jazzmusiker kann kein Rassist sein!
Emil Mangelsdorff gehört zum Urgestein des deutschen Jazz und ist Mitbegründer des Deutschen Jazzfestivals Frankfurt, das als ältestes Jazzfestival Deutschlands in diesem Herbst zum 50. Mal stattfand. Und Emil Mangelsdorff spielt immer noch – mit 94 Jahren! Begleitet an Klavier, Bass und Schlagzeug spielte er nach seinem Vortrag virtuos mit dem Saxophon Jazzstandarts. In seinen Läufen und Improvisationen zeigte er, dass er auch heute noch leidenschaftlicher Musiker ist und die Zuhörer mit seinem unverwechselbaren Spiel faszinieren kann.