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06

Interview mit

Architekt C. Agdas

Herr Agdas, Sie haben die Sanierung und Erweiterung unseres

Schulgebäudes geplant. Inzwischen kennen Sie das Gebäude sehr

genau, jeden Raum und jeden Winkel haben Sie genauestens

untersucht. Welche Herausforderung stellt die Sanierung eines

Schulgebäudes?

Es handelt sich bei dem Gebäude der Paul-Gerhardt-Schule Kahl um

ein Bestandsgebäude aus den späten 60-er Jahren. Von der Struktur

her ist es sehr weitläufig und besteht aus mehreren, miteinander ver-

bundenen, komplexen Einzelbaukörpern.

Die Generalsanierung der PGS stellt wegen der komplexen Bauweise

eine besondere Herausforderung dar. Das Gebäude wird fast bis auf

den Rohbau zurückgebaut. Fenster, Türen, Dachbeläge, Bodenbelä-

ge, Elektroleitungen, Wasserversorgung, Heizungen und anderes

werden demontiert. Bei der Demontage und bei einzelnen Abbruch-

arbeiten stellen sich manche Dinge anders dar als in den Bestand-

splänen oder bei der Bestandsaufnahme nicht einsehbarer Bereiche.

Man entdeckt einiges erst bei den Rückbauarbeiten. So kann es z. B.

sein, dass bei der Herstellung neuer und der Ergänzung bestehender

Grundleitungen festgestellt wird, dass die Abwasserleitungen nicht

so verlaufen, wie sie in den Bestandsplänen eingezeichnet sind. Hier

müssen sofort entsprechende Umplanungen erfolgen, damit die

Arbeiten an der Baustelle ohne Terminverzug fortgeführt werden

können.

Zur Erweiterung des Raumprogramms entstehen ja auch drei neue

Baukörper. Hier besteht die besondere Herausforderung in der Pla-

nung der Details für die Anschlüsse. Altes und Neues muss exakt auf-

einander abgestimmt werden und im Endzustand funktional und

gestalterisch eine Einheit darstellen.

Eine Sanierung bei laufendem Schulbetrieb stellt auch besondere

Anforderungen. Wir haben die Arbeiten in zwei Bauabschnitte auf-

geteilt. Während im ersten Bauabschnitt Abbruchmaßnahmen sowie

Rohbau- und Ausbauarbeiten erfolgen, müssen im zweiten Bauab-

schnitt, der sich im laufenden Schulbetrieb befindet, die internen

Abläufe sowie die volle Nutzbarkeit der zur Verfügung stehenden

Räumlichkeiten sichergestellt sein.

Außerdem muss darauf geachtet werden, dass der Baulärm mög-

lichst gering gehalten wird. Eine Sanierung in einem Zug wäre sicher

in der Gesamtabfolge der Arbeiten einfacher und schneller.

Wenn das Gebäude wieder bezogen wird, gibt es ja sicher einige

wesentliche Verbesserungen gegenüber dem früheren Zustand.

Worauf können wir uns schon freuen?

Einmal gibt es ja zusätzliche Klassen- und Fachräume, außerdem

noch Gruppenräume und einige Funktionsräume, z. B. eine Schüler-

bibliothek. Dazu entsteht ein ganz neuer Verwaltungstrakt als eige-

ner Baukörper. Das Raumangebot wird also deutlich erweitert. Die

sanitären Einrichtungen werden ergänzt, im Bereich der Pausenhal-

le gibt es weitere WC-Anlagen für Schüler. Die Pausenhalle wird ins-

gesamt vergrößert, erhält mehr Raumhöhe und die Stufen, die es bis-

her gab, fallen weg. Insgesamt wird die Pausenhalle also großzügiger.

Das Gebäude erhält eine Qualität, die einem Neubau entspricht. Die

gesamte Haustechnik ist auf dem neuesten Stand. Eingeschlossen ist

eine energetische Sanierung. Dachflächen und Fassaden werden

gedämmt, Fensterelemente mit entsprechender Verglasung werden

neu eingebaut. Die Sanierung entspricht der EnNV 2009 (Energie-

Einspar-Verordnung). So können auf Dauer die Energiekosten deut-

lich gesenkt werden.

Das gesamte Gebäude wird nach den neuesten Bestimmungen

brandschutztechnisch ertüchtigt.

Bei der Sanierung wurde großer Wert auf den Schallschutz gelegt

und planerisch alle Maßnahmen zur Umsetzung erfasst.

Eine weitere wesentliche Verbesserung ist der barrierefreie Zugang.

Das neue Gebäude soll behindertengerecht sein. Es werden Aufzüge

oder Treppenlifte eingebaut, so dass jeder Raum im Gebäude auch

mit Rollstuhl zu erreichen ist. Alle Eingänge werden ebenso barrie-

refrei zu begehen sein.

Die Baumaßnahme an der Paul-Gerhardt-Schu-

le wird geplant von Herrn Agdas aus Büdingen.

Wir haben diese Ausgabe der „Bauzeitung“ als

Anlass genommen, unseren Architekten in

einem Interview vorzustellen. Die Fragen stellte

Martin Wunderlich, stellvertretender Schulleiter

und von Seiten der Schulleitung für die Bau-

maßnahme verantwortlich.