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Interview mit
Architekt C. Agdas
Herr Agdas, Sie haben die Sanierung und Erweiterung unseres
Schulgebäudes geplant. Inzwischen kennen Sie das Gebäude sehr
genau, jeden Raum und jeden Winkel haben Sie genauestens
untersucht. Welche Herausforderung stellt die Sanierung eines
Schulgebäudes?
Es handelt sich bei dem Gebäude der Paul-Gerhardt-Schule Kahl um
ein Bestandsgebäude aus den späten 60-er Jahren. Von der Struktur
her ist es sehr weitläufig und besteht aus mehreren, miteinander ver-
bundenen, komplexen Einzelbaukörpern.
Die Generalsanierung der PGS stellt wegen der komplexen Bauweise
eine besondere Herausforderung dar. Das Gebäude wird fast bis auf
den Rohbau zurückgebaut. Fenster, Türen, Dachbeläge, Bodenbelä-
ge, Elektroleitungen, Wasserversorgung, Heizungen und anderes
werden demontiert. Bei der Demontage und bei einzelnen Abbruch-
arbeiten stellen sich manche Dinge anders dar als in den Bestand-
splänen oder bei der Bestandsaufnahme nicht einsehbarer Bereiche.
Man entdeckt einiges erst bei den Rückbauarbeiten. So kann es z. B.
sein, dass bei der Herstellung neuer und der Ergänzung bestehender
Grundleitungen festgestellt wird, dass die Abwasserleitungen nicht
so verlaufen, wie sie in den Bestandsplänen eingezeichnet sind. Hier
müssen sofort entsprechende Umplanungen erfolgen, damit die
Arbeiten an der Baustelle ohne Terminverzug fortgeführt werden
können.
Zur Erweiterung des Raumprogramms entstehen ja auch drei neue
Baukörper. Hier besteht die besondere Herausforderung in der Pla-
nung der Details für die Anschlüsse. Altes und Neues muss exakt auf-
einander abgestimmt werden und im Endzustand funktional und
gestalterisch eine Einheit darstellen.
Eine Sanierung bei laufendem Schulbetrieb stellt auch besondere
Anforderungen. Wir haben die Arbeiten in zwei Bauabschnitte auf-
geteilt. Während im ersten Bauabschnitt Abbruchmaßnahmen sowie
Rohbau- und Ausbauarbeiten erfolgen, müssen im zweiten Bauab-
schnitt, der sich im laufenden Schulbetrieb befindet, die internen
Abläufe sowie die volle Nutzbarkeit der zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten sichergestellt sein.
Außerdem muss darauf geachtet werden, dass der Baulärm mög-
lichst gering gehalten wird. Eine Sanierung in einem Zug wäre sicher
in der Gesamtabfolge der Arbeiten einfacher und schneller.
Wenn das Gebäude wieder bezogen wird, gibt es ja sicher einige
wesentliche Verbesserungen gegenüber dem früheren Zustand.
Worauf können wir uns schon freuen?
Einmal gibt es ja zusätzliche Klassen- und Fachräume, außerdem
noch Gruppenräume und einige Funktionsräume, z. B. eine Schüler-
bibliothek. Dazu entsteht ein ganz neuer Verwaltungstrakt als eige-
ner Baukörper. Das Raumangebot wird also deutlich erweitert. Die
sanitären Einrichtungen werden ergänzt, im Bereich der Pausenhal-
le gibt es weitere WC-Anlagen für Schüler. Die Pausenhalle wird ins-
gesamt vergrößert, erhält mehr Raumhöhe und die Stufen, die es bis-
her gab, fallen weg. Insgesamt wird die Pausenhalle also großzügiger.
Das Gebäude erhält eine Qualität, die einem Neubau entspricht. Die
gesamte Haustechnik ist auf dem neuesten Stand. Eingeschlossen ist
eine energetische Sanierung. Dachflächen und Fassaden werden
gedämmt, Fensterelemente mit entsprechender Verglasung werden
neu eingebaut. Die Sanierung entspricht der EnNV 2009 (Energie-
Einspar-Verordnung). So können auf Dauer die Energiekosten deut-
lich gesenkt werden.
Das gesamte Gebäude wird nach den neuesten Bestimmungen
brandschutztechnisch ertüchtigt.
Bei der Sanierung wurde großer Wert auf den Schallschutz gelegt
und planerisch alle Maßnahmen zur Umsetzung erfasst.
Eine weitere wesentliche Verbesserung ist der barrierefreie Zugang.
Das neue Gebäude soll behindertengerecht sein. Es werden Aufzüge
oder Treppenlifte eingebaut, so dass jeder Raum im Gebäude auch
mit Rollstuhl zu erreichen ist. Alle Eingänge werden ebenso barrie-
refrei zu begehen sein.
Die Baumaßnahme an der Paul-Gerhardt-Schu-
le wird geplant von Herrn Agdas aus Büdingen.
Wir haben diese Ausgabe der „Bauzeitung“ als
Anlass genommen, unseren Architekten in
einem Interview vorzustellen. Die Fragen stellte
Martin Wunderlich, stellvertretender Schulleiter
und von Seiten der Schulleitung für die Bau-
maßnahme verantwortlich.