PGS Kahl - Schulzeitung

0262 Mittelschule Gedanken einer Schülerin zum Thema „Migration“ im Fach Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde, Klasse 9 M „Was bist du jetzt eigentlich? Deutsch? Türkisch? Beides kannst du wohl kaum sein. Du musst dich schon entscheiden, was würdest du denn sagen, was du bist? Oder als was fühlst du dich mehr?“ Das sind Fragen, die einem fast täglich gestellt werden, also mir zumindest. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist Türke und ich bin dementsprechend beides. Aber laut Aussage vieler Menschen kann ich das nicht sein und muss mich entscheiden. Wenn ich dann antworte „Ich bin Deutsche“, heißt es „Du kannst nicht komplett deutsch sein, dein Vater ist doch Türke.“ Oder: „ Du siehst gar nicht aus wie eine Deutsche.“ Und wenn ich sage, ich sei Türkin, meinen sie, das könne nicht sein, meine Mutter sei doch Deutsche. „Möchtegernausländerin!“ Sage ich, ich sei beides, werde ich auch komisch angeschaut. „Du kannst nicht beides sein, du musst dich für eine Seite entscheiden!“ Was ist jetzt die richtige oder beste Antwort? Um ehrlich zu sein, weiß ich das auch noch nicht genau. Ich habe das Glück, hier in Deutschland leben zu können. Ein freier Mensch zu sein, was Nationalität, Religion, Berufswahl und sonstiges betrifft. Aber ich bin auch stolz darauf, sagen zu können, dass ich Türkin sei. Mein Opa kam ganz alleine her, hat hier angefangen zu arbeiten, Geld zu verdienen, sich ein Leben hier aufzubauen und hat erst später seine Frau und die vier Kinder nachgeholt. Mittlerweile bin ich die dritte Generation hier in Deutschland. Vor 30 Jahren lernten sich meine Eltern kennen. Damals war es für meine Oma noch undenkbar, dass ihr Sohn eine Deutsche heiratet. Anfangs war das für alle Beteiligten schwer, damit klarzukommen, und meine Oma brauchte Zeit, es zu akzeptieren. Wenn ich davon erzähle, verstehen viele noch immer nicht, wieso ich mich nicht entscheiden kann. Es ist ganz einfach: Ich will mich gar nicht entscheiden müssen! Ich kann beide Sprachen gut sprechen und kenne mich in beiden Kulturen gut aus und fühle mich in beiden wohl. Warum also sollte ich eine Entscheidung darüber fällen? Für viele Menschen mit Migrationshintergrund ist es sehr schwer, sich anzupassen, eine neue Sprache zu lernen. Für sie ist alles neu: die Sprache, die kulturellen Besonderheiten, das Essen, das Wetter und die Umgebung. Viele haben zudem nicht einmal mehr Freunde oder Familie und sind ganz alleine im fremden Land. Deswegen sollten wir diese Menschen unterstützen und ihnen helfen, sich hier zurechtzufinden. Im Endeffekt sind wir doch alle Menschen und es ist egal, wie wir aussehen, woher wir kommen, welcher Religion wir angehören oder welche Hautfarbe wir haben - am Ende zählt nur der Charakter. Oft wird man wegen solch unwichtiger Aspekte in eine Schublade gesteckt oder sogar dafür gehasst. Es gab schon etliche Menschen, die ihr Leben wegen Hass oder Rassismus geben mussten. Unzählige Anschläge und Terrorattacken, bei denen eindeutig zu viele unschuldige Menschen gestorben sind, und das nur, weil der Hass in manchen Menschen überwiegt! Wir sollten das ändern und uns gegenseitig nur nach unserem Verhalten und unserem Charakter beurteilen, denn nur das zählt. Nicht die Äußerlichkeiten, nach denen andere ihr Gegenüber beurteilen. Am Ende sind wir alle Menschen! Caya A. Schülerin der Klasse 9 M im Schuljahr 2019/20

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