PGS Kahl - Schulzeitung

chon in den Eingangsbildern des Stückes wird klar, dass hier die Grenzen zwischen scheinbar Helfenden - die Witwe Ampthill hat sich freiwillig zur Betreuung heimkehrender Exilanten gemeldet - und Hilfebedürftigen fließend sind. Orientierungslos steuert die Dame aus dem Großbürgertum mit dem Koffer der ehemaligen Hausangestellten Cramm über den Bahnhof und muss sich schlussendlich von ihrer Schutzbefohlenen leiten lassen. Doch beide Frauen haben Stärken und Schwächen, Fragen und Antworten zu bieten: ie Witwe sucht nach dem Grund, warum sich ihr Mann, der sich nach der Befreiung aus dem KZ trotz der gemeinsamen Zeit dort mit Bonhoeffer ("Als ob Jesus durch den Raum gehen würde") und der ihm vorgelebten Stärke ("Nicht verzweifeln und wenn es den Tod bedeuten würde") am Ende tief depressiv das Leben nahm. Dazu möchte sie alles über die Familie Bonhoeffer wissen und gerät über die von der ehemaligen Hausangestellten Cramm erzählten Streiflichter aus dem Familienleben (Auf die Frage, ob es Bonhoeffer leicht gefallen sei, Pfarrer zu werden, erhält sie die Antwort "Fällt es den Lachsen leicht, flussaufwärts zu schwimmen? Aber sie können nicht anders.") in immer tiefere Verzweiflung. Was ist mit den Worten und Ideen Bonhoeffers geschehen? nd doch ist sie es, die - selbst nun auch bildlich fast am Boden zerstört - die Kraft findet, das Leben einer kleinen grauen Bahnhofsmaus retten und dadurch unwillkürlich den Bogen zu Cramms eigenem Schicksal schlägt, deren jüdische Herkunft durch ihren eigenen Mann verraten und die so zur Flucht ins britische Exil gezwungen wurde. Zuerst noch in alte Verhaltensmuster verfallend beschimpft diese Ampthills Rettungsversuch "Ungeziefer hat in meiner Tasche nichts zu suchen, Närrin, weißt du nicht, dass sie Krankheiten überträgt?" und wird später doch nachdenklich, was sie bei ihrer Rückkehr nach Deutschland erwarten wird, vor allem, welche Erwartungen sie insbesondere auch an den Verräter hat. emäß der gemahnenden Worte Bonhoeffers "Der Feind hat keine Macht über Christus, es bedarf eines guten Freundes, ihn zu verraten" und "Ich muss nur wissen, dass ich in Gottes Hand bin, dann kann ich alles überwinden" finden am Ende beide Frauen ihren eigenen Weg auf den geistigen Spuren Bonhoeffers. mpthill akzeptiert den Freitod ihres Mannes als Erlösung, weil er sich nicht für das Leben entscheiden konnte, Cramm geht mit dem Willen zur Vergebung auf den Heimweg - und doch sieht man nun beide Frauen deutlich gestärkt und mit dem Selbstbewusstsein, das eigene Leben gestalten zu müssen und zu können: "Wir müssen uns alle entscheiden, wie wir mit der Ungerechtigkeit in unserem Leben umgehen." KERSTIN WALTHER Kerzen im Fenster Theater über Dietrich Bonhoeffer Am Sonntagabend, den 19. November 2006 wurde im Foyer der Paul-Gerhardt-Schule im Rahmen der Open House-Veranstaltungen ein Theaterstück über Dietrich Bonhoeffer aufgeführt. Im Dialog zweier Frauen - der Witwe eines mit Bonhoeffer im KZ inhaftierten englischen Armeeangehörigen und der kurz vor der Heimkehr aus dem Londoner Exil stehenden ehemaligen Hausangestellten der Familie Bonhoeffer - wurden auf nachdenklich-reflektive Weise Lebensstationen und wesentliche Gedanken Bonhoeffers aufgezeigt. S D U G A 18 lernen, leben, lachen

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