PGS Kahl - Schulzeitung

PGS 02 So lautet die Jahreslosung für 2011. Hier ist also von Gut und Böse die Rede. Zwei Wörter, mit denen eigentlich jeder etwas verbinden kann. Deshalb habe ich mit dieser Frage eine Schülerandacht gestaltet. Was ist für euch böse, was gut? Bei der Frage nach dem Bösen wussten meine Schüler viel zu berichten. Hier ging es von Ablästern und übler Nachrede, über das Einschüchtern und Verprügeln bis hin zum Mord. Die Meldungen wurden immer häufiger und jeder versuchte mit neuen Schlagwörtern das Böse zu umschreiben. Als ich die Frage dann nach dem Guten stellte, war Schweigen angesagt. Nur ganz zögerlich kamen einige wenige Meldungen. Diese Erfahrung machte ich in mehreren Klassen. Das Böse konnte ausgiebig beschrieben werden, aber das Gute hatte keiner im Blick. Wissen wir heute wirklich nicht mehr was gut ist oder nehmen wir es einfach nicht mehr wahr? Wie sieht es denn in unserem Alltag aus mit Gut und Böse? In den Nachrichten sind nur die schlechten Nachrichten eine Meldung wert, selten werden positive Ereignisse berichtet; die Ausnahme ist häufig der Sport. In Soaps sind Intrigen, Gehässigkeiten, böse Beschimpfungen und Demütigungen an der Tagesordnung. Das Vorabendprogramm lebt überwiegend nur noch von Krimis und Verbrechen. Wer heute bei einer Casting-Show mitmachen will, dem kann es passieren, dass man ihn vorführt und lächerlich macht. Schadenfreude steht anscheinend hoch im Kurs. Und dann gibt es da noch das Internet. Es ist das Medium, in dem sich schlechte Nachrichten über Andere wunderbar verbreiten lassen, häufig sehr zum Leidwesen der Betroffenen. Also ist es nicht verwunderlich, dass uns bei dem Wort Böse mehr einfällt, als wenn über das Gute nachgedacht wird. Doch ist es wirklich das Böse, was wir wollen? Als ich bei meinen Schülern nachfragte, mit wem sie lieber befreundet sein wollten, war die Antwort eindeutig: Jeder wollte Freunde haben, die sich mit guten Attributen beschreiben lassen. Und doch hat das Böse unsere Gedanken ganz schön im Griff. Aber gibt es hierfür einen Ausweg? Wenn wir die Jahreslosung betrachten, entdecken wir, dass wir uns nicht vom Bösen überwinden lassen müssen, sondern wir können dem Bösen das Gute gegenüber stellen. Das Böse überwinden hat etwas mit kämpfen zu tun. Wir können gegen die negativen Gedanken in uns ankämpfen. Wir selbst haben die Wahl und können dem Bösen Gutes entgegensetzen. Ich selbst habe es in der Hand, wie ich über meine Mitmenschen denken möchte. Ich selbst kann entscheiden, dass ich einem anderen Menschen helfen will. Ich selbst kann täglich Gutes tun, indem ich jemandem ehrlich etwas Positives sage. Ich kann entscheiden, ob ich freundlich über Andere rede. Ich kann entscheiden, ob ich in einem Streit nachgebe und vergebe und nicht nachtragend bin. Anderen kann ich sagen wie lieb und gern ich sie habe. Es ist meine Entscheidung, ob ich dem Anderen seine Worte glaube und ihm keine hinterlistigen Absichten unterstelle. Geduldig und fürsorglich gegenüber meinen Mitmenschen zu sein und dem Anderen mit Mitgefühl zu begegnen habe ich selbst in der Hand. Es ist meine Entscheidung, die Sorgen des Anderen ernst zu nehmen und mich so zu verhalten, dass ich das Vertrauen des Anderen nicht missbrauche. Bestimmt gibt es noch viele andere Ideen und Bereiche, in denen wir zeigen können, dass wir uns bewusst für das Gute entschieden haben. Versuchen wir doch täglich das Gute zu sehen und lassen uns nicht vom Bösen überwinden. Wenn wir alle nach dem Guten streben und wirklich bei uns selbst anfangen, würden viele Menschen zufriedener leben, nämlich all jene, denen ich täglich begegne. Wie schön müsste es sein, wenn wir bei der Frage nach dem Guten nur so übersprudeln würden von "guten Menschen ", die wir kennen, von "guten Situationen", die wir erlebt haben und von " guten Ideen ", die wir noch vorhaben. Bei der Frage nach dem Bösen hingegen müssten wir lange grübeln, bis uns endlich schulterzuckend keine Antwort einfallen sollte. Nehmen wir den Kampf auf und überwinden das Böse mit Gutem. Karin Kremkus, Schulleitung Wirtschaftsschule Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem Römer 12:21

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